Falknerei

Die Falknergruppe Regensburg stellt sich vor

Im Jahre 1986 schlossen sich aus dem Umland von Regensburg Falkner und Greifvogelfreunde zur Falknergruppe Regensburg zusammen. Es entstand ein reger Erfahrungsaustausch in Sachen Haltung, Abrichtung und Jagd mit dem Greifvogel. Die höchste Kunst im Umgang mit diesen faszinierenden Vögeln ist ihre Ausbildung und die Ausübung der Beizjagd. So entwickelte sich im Laufe der Jahre eine reine Jagdgruppe.

Voraussetzung, der Gruppe beizutreten, ist die bestandene Jäger- und Falknerprüfung. Um sich vor Aufnahme in die Gruppe gegenseitig besser kennen zu lernen, besteht eine zweijährige vorläufige Mitgliedschaft.
Durch den Erfahrungsaustausch und die Unterstützung von Jungfalknern in der Praxis hat sich das Niveau der Gruppe so gesteigert, dass der Name der Falknergruppe Regensburg über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt wurde. Die Beizjagd ist eine Art der Jagdausübung, und so war es naheliegend, dass wir uns dem Bayerischen Jagdverband der Kreisgruppe Regensburg angeschlossen haben.

Über das Jahr hinweg werden regelmäßig Versammlungen abgehalten. Diese dienen zum einen dem aktuellen Informationsaustausch, zum anderen der Organisation von Beizjagden und anderen Veranstaltungen. Die Präsentation der Falknerei in der Öffentlichkeit hat fast ausschließlich eine jagdliche Veranstaltung als Grundlage. Dabei zeigen wir uns mit einer Schautafel, auf der die verschiedenen Falknereigeräte sowie Bildmaterial über Haltung, Zucht und die Jagdausübung mit verschiedenen Greifvögeln dargestellt sind. Je nach Jahreszeit können auch verschiedene Beizvögel, Frettchen und Jagdhunde gezeigt werden. Flugvorführungen finden in der Regel nicht statt, da das Gelände dafür meist nicht geeignet ist. Eine Flugvorführung während der Sommermonate würde eine mehrwöchige Vorbereitung in Anspruch nehmen. Unsere Vögel werden über die Mauser nicht geflogen und stehen in hoher Kondition in der Mauserkammer oder werden zur Nachzucht eingesetzt.

Mit Beginn der Niederwildjagd erreicht das Jahr für uns seinen Höhepunkt. Gemeinsam versuchen wir für die Gruppe an den Wochenenden Jagden auf
Hasen, Fasanen, Rebhühner und Kaninchen zu organisieren. Dabei sind wir auf Jagdpächter angewiesen, die der Beizjagd aufgeschlossen gegenüber stehen
und uns einen Jagdtag in ihren Niederwildrevieren ermöglichen. Die erbeutete Strecke ist im Gegensatz zur Waffe eher gering. Vielmehr ist es der Reiz, die Jagdweise mit einem abgerichteten Greifvogel zu erleben. Die Krönung der täglichen Arbeit ist, wenn ein Stück Wild erlegt werden kann. Die Jagd mit dem
Beizvogel ist sehr natürlich und selektiv.
Gesundes starkes Wild ist sehr schwer zu erlegen, diese Tiere haben sehr gute Chancen zu entkommen und sollen ihre Gene auch weiter vererben, um den
Wildbestand gesund zu erhalten.

Die Greifvögel, die in der Falknerei verwendet werden, stammen fast ausschließlich aus Nachzuchten. Nur noch beim Habicht macht der Gesetzgeber gelegentliche Ausnahmen für eine Naturentnahme. Auch in unserer Gruppe wurden bereits

  • Steinadler,
  • Wanderfalken und
  • Habichte

erfolgreich nachgezüchtet. Die Forschung und Weiterentwicklung der schwierigen Nachzucht von Greifvögeln ist für die Falknerei überlebenswichtig geworden. Durch die wachsende Naturentfremdung der Bevölkerung wird die Jagd mit der Waffe wie auch die Beizjagd immer öfter angefeindet. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Jäger und Falkner gemeinsam an einem Strang ziehen und wirksame Aufklärung in der Öffentlichkeit betreiben, damit Jagd und Falknerei wieder an Ansehen gewinnen.

Geschichte der Falknerei

Szene aus dem Mittelalter

Die Ursprünge der Falknerei liegen in Zentralasien (ca. 2000-4000 v.Chr.), wo sie den nomadisch lebenden Reitervölkern zur Nahrungsbeschaffung in der Steppe diente. Von dort aus erfolgte eine rasche Ausbreitung nach Vorderasien sowie Richtung China und Nord-Korea.
Im Mittelalter etablierte sich die Falknerei in Europa (u.a. mit Hilfe der Kreuzzüge). Kaiser Friedrich der II von Hohenstaufen verfasste im 13.Jhd. das erste Buch über die Falknerei ( DE ARTE VENANDI CUM AVIBUS – Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen). Die Blütezeit der Falknerei war im späten Mittelalter und in der Renaissance, wo sie überwiegend dem Adel vorbehalten blieb.
Mit der vermehrten Nutzung von Schusswaffen geriet die Falknerei immer mehr in Vergessenheit, und so wurde sie bis ins 20.Jhd. nur mehr von einigen wenigen Liebhabern betrieben.

Heute zählt das UNESCO-Weltkulturerbe Falknerei zu den etablierten Jagdarten und wird alleine in Deutschland von über 3000 Falknern praktiziert.

Unsere Beizvögel

Steinadler sitzend

Unser größter und stärkster Beizvogel mit einer Spannweite von bis zu 2,2m und einem Gewicht bis zu 4,5 kg.

Vorkommen:
Als Kulturflüchter hat sich der Steinadler in die bayerischen Alpen zurückgezogen. Früher kam er auch als Baumbrüter bei uns im Flachland vor. Die Alpenbestände der Adler gelten als einigermaßen stabil. Wo seine natürliche Hauptbeute, das Murmeltier, vorkommt, dort findet man auch den Adler.

Beute:
In der Falknerei wird er hauptsächlich auf Kaninchen, Hase, Fuchs und Rehwild eingesetzt. Aufgrund seiner Stärke und Intelligenz gehören Steinadler nur in erfahrene Falknerhände.

Habicht sitzend

Unser vielseitigster Beizvogel. Er schlägt seine Beute am Boden wie auch in der Luft.

Vorkommen:
Die Habichtspopulation ist stabil. Er bevorzugt Gemengelagen aus Wald und Feld. Als Kurzstreckenjäger nutzt dieser rasante Greifvogel gerne die Deckung, um seine Beute zu überraschen.

Beute:
Der Habicht gilt in der modernen Falknerei aufgrund seines großen Beutespektrums als der Universaljäger schlechthin. Haarwildarten wie das Wildkaninchen und der Feldhase zählen ebenso zu seiner Beute wie Fasanen, Stockenten oder Rabenkrähen.

Wanderfalke sitzend

Unser schnellster Beizvogel. Er erreicht im Sturzflug Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h.

Vorkommen:
In den 60er Jahren durch das Pflanzenschutzmittel DDT fast ausgerottet, gilt sein Bestand dank intensiver falknerischer Auswilderungsprojekte heute als stabil. Als Langstreckenjäger bevorzugt er offenes freies Gelände. Falken bauen keine eigenen Horste. Sie brüten in Felsnischen, alten Greifvogelhorsten und auch in künstlich angelegten Horsten auf hohen Gebäuden.

Beute:
Der Wanderfalke ist ein ausschließlicher Flugwildjäger. Im Gegensatz zum Adler und Habicht, die ihre Beute mit den Fängen töten, tötet der Falke seine Beute mit dem Schnabel durch einen Biss ins Genick. Man spricht also von Griff- und Bisstötern.

In der Falknerei wird der Wanderfalke hauptsächlich als Anwärter auf Rebhuhn, Fasan, Ente und Krähe eingesetzt.

Harris Hawk auf Handschuh sitzend

Der Harris Hawk - oder auch Wüstenbussard genannt - gilt als der „Soziale“ unter unseren Beizvögeln.

Vorkommen:
Der Harris Hawk stammt ursprünglich aus Lateinamerika und ist dort mit drei Unterarten als typischer Wüstenbewohner vertreten. Anders als die meisten anderen Greifvögel jagt der Harris Hawk nicht nur alleine, sondern auch in sozialen Familienverbänden. Dies machen sich die Falkner der neuen Welt schon lange zu Nutze. Bei uns gilt der Harris Hawk als „Newcomer“ und erfreut sich nach anfänglicher Skepsis nun steigender Beliebtheit.

Beute:
Der Wüstenbussard wird überwiegend zur Jagd auf Wildkaninchen, Feldhasen und Rabenkrähen verwendet. Fasanen oder Stockenten werden nur selten und eher zufällig erbeutet.

Rotschwanzbussard sitzend

In seiner Heimat gilt der Rotschwanzbussard aufgrund seiner ruhigen, unkomplizierten Art als der Anfängerbeizvogel schlechthin.

Vorkommen:
Der Rotschwanzbussard ist mit 14 Unterarten über ganz Amerika und Kanada verbreitet, wo er sich sowohl als Wald- als auch Steppenbewohner behauptet. Als Wildvogel jagt er hauptsächlich Grauhörnchen, Kleinsäuger und Kaninchen aus dem Ansitz oder Segelflug heraus.

Beute:
Aufgrund ihrer Kraft werden weibliche Rotschwanzbussarde überwiegend auf Feldhasen eingesetzt. Die schwächeren Terzel werden nur vereinzelt auf Kaninchen eingesetzt, da Rotschwanzbussarde nicht so wendig wie Habicht und Harris Hawk sind.

Gerfalke auf Arm sitzend

Er ist der größte und leistungsstärkste unter den Falken.

Vorkommen:
Das Verbreitungsgebiet des Gerfalken erstreckt sich rund um den Nordpol, wo er mit drei Farbschlägen (weiß, schwarz und grau) vertreten ist.

Beute:
In der Natur fängt der Gerfalke diverses Wassergeflügel bis zur Wildgans, Schneehühner und Schneehasen. In der Falknerei wird er zur Jagd auf Fasanen, Enten und Krähen verwendet. Im Gegensatz zum Wanderfalken sind jedoch auch Feldhasen mit einem Gerfalken zu bejagen. Aufgrund seiner großen Reichweite bei der Jagd und seiner Intelligenz ist der Gerfalke ein Vogel für erfahrene Falkner.

Wie werde ich Falkner?

Gruppenbild mit erlegtem Kaninchen

Die Voraussetzung zur Teilnahme an der Falknerprüfung ist in Deutschland die bestandene Jägerprüfung. Die Falknerprüfung in Bayern findet einmal jährlich Ende Januar in Form einer mündlich-praktischen Prüfung statt. Sie setzt sich aus folgenden Prüfungsfächer zusammen:

  • Greifvogelkunde
  • Haltung, Pflege und Abtragen von Greifvögeln
  • Ausübung der Beizjagd
  • Rechtsgrundlagen der Falknerei und des Greifvogelschutzes

Der Deutsche Falkenorden LV Bayern bietet hierzu einen Vorbereitungskurs an der Landesjagdschule in Wunsiedel an. Für weitere Informationen steht ihnen der Kursleiter Severin Wejbora (Tel: 0170 228888 ) zur Verfügung.
Hier der Link zu den Kursinformationen des DFO LV Bayern: http://bayern.d-f-o.de/info.html

Des weiteren gibt es noch einige andere Falknerkurse in Bayern, wie etwa im Greifvogelpark Grafenwiesen. Ansprechpartner hierfür ist Dieter Betz (09941 400507).